Das Keltengrab wurde 1978 entdeckt, nachdem einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin des Landesdenkmalamtes aufgefallen war, dass die Bauern beim Pflügen im ansonsten steinfreien Lößboden immer wieder große Steinbrocken zutage förderten. Was man zunächst für eine römische Villa rustica hielt, entpuppte sich als Hügelgrab aus der Hallstattzeit, ca. 550 v. Chr. Es war eine sensationelle Entdeckung und hat Hochdorf in Fachkreisen weltberühmt gemacht.
Wir schauten uns zuerst den Grabhügel an, der einige hundert Meter vom Museum entfernt liegt. Der Hügel wurde in den originalen Maßen aufgeschüttet, d.h. er ist 60 m breit und 6 m hoch. Man fand auch die Reste eines kleinen Bauerndorfes unweit des Hügels. Eines der Häuser wurde für die Besucher nachgebaut und unsere Führerin brachte uns im Inneren das Leben zur Zeit des Keltenfürsten durch ihre Erzählungen näher. Viel Rauch von der offenen Feuerstelle ohne Kamin und viele verschiedene Gerüche machten den Aufenthalt nicht sehr angenehm. Im Raum wurden Tiere gehalten, es wurde Bier gebraut und Textilien wurden mit Färberwaid in einer Urinbrühe gefärbt!
Die Kelten hatten keine Schriftkultur und so gibt es Hinweise auf ihre Lebensweise nur aus Schriften griechischer und römischer Autoren und durch die Funde der Archäologen, die von Fachleuten auch „gelesen“ werden können. Die Ernährung der Menschen bestand vor allem aus viel Getreide, Hülsenfrüchten und Fleisch. Die Kleidung wurde aus Wolle und Leinen gefertigt. Im Grab wurden textile Fundstücke gefunden, aus denen die Web- und Färbetechnik der Menschen rekonstruiert werden konnte.
Im nächsten Außengebäude lernten wir noch den „keltischen Kühlschrank“ kennen. Das ist ein Holzhaus mit einer Grube in der Mitte, wo Saatgut aufbewahrt wurde und Wolle in der feucht-kühlen Umgebung geschmeidig gehalten werden konnte für die weitere Verarbeitung. Alle Gebäude waren vollständig aus Holz gefertigt. Metall war sehr kostbar und wurde nur für Waffen verwendet. Alle Dächer waren mit Roggenstroh gedeckt. Dies wurde zunächst auch für die Nachbauten verwendet. Wegen der Verwitterung hat man aber später Schilfrohr genommen.
Lange verweilten wir im Inneren des Museums am Skelett des Keltenfürsten. Er war ungefähr 1,80 m groß und bei seinem Tod knapp fünfzig Jahre alt. Der Leichnam wurde in einer 4,70 x 4,70 m großen Kammer, auf eine bronzene Liege gebettet, gefunden. Alle Grabbeigaben waren vollständig vorhanden, da das Grab nie ausgeraubt worden war. Dies wurde verhindert durch eine 50 Tonnen schwere Steinabdeckung. Im Lauf der Jahrhunderte ist die Abdeckung eingebrochen und hat die Ausstattung der Kammer zerdrückt, aber die Restauratoren haben Großes geleistet und alle kostbaren Teile weitgehend wieder hergestellt. Der Fürst war geschmückt mit einem goldenen Armreif und einem breiten Goldhalsband. Er hatte eine goldene Gürtelschnalle und goldene Besätze an den Schuhen. Die Kammer enthielt einen Prunkwagen mit Pferdegeschirr, ein Speiseservice für 9 Personen, Trinkhörner, einen mit Löwen verzierten Bronzekessel mit 500 l Fassungsvermögen, der zu Dreiviertel mit Met gefüllt war und viele andere wertvolle Beigaben.
Wir lauschten den spannenden Erläuterungen unserer engagierten Führerin und hätten ihr gern noch eine weitere Stunde zugehört. Es war ein faszinierendes Erlebnis, vielen Dank an Günter für diesen schönen Tag.
- Grabhügel
Christa Mugele