Kulturprogramm „Führung Brezelmuseum“ in Erdmannhausen

Am Spielplatz kurz vor dem Museum wurden wir bereits durch eine Riesen-Kletterbrezel aus Holz auf das Thema „Brezel“ eingestimmt. In der ehemaligen Backstube der Firma Huober wurde das Museum im Jahr 2016 im 1200. Jubiläumsjahr der Gemeinde Erdmannhausen eingerichtet. Im großen Ausstellungsraum schwebt eine gigantische Brezel über den Köpfen der Besucher und in den Vitrinen findet man das Brezelmotiv auf Bierkrügen, Ofenplatten, Wappen und anderen Gegenständen. Sogar auf Kirchenfenstern ist die Brezel gelegentlich zu finden, z.B. in einer Kirche in Dinkelsbühl.

In früheren Zeiten war die Brezel eine besondere Speise, die nicht immer zur Verfügung stand. Es gab die Fastenbrezel und die Weihnachtsbrezel, die uns heute noch als Lebkuchenbrezel erhalten ist. Die Brezel war das Zunftzeichen der Bäcker. Manchmal war das Zeichen auch mit Schwertern versehen, denn die Bäcker waren ja traditionell sehr früh morgens auf den Beinen und konnten feindliche Angriffe beizeiten erkennen und die Bevölkerung vor einem Angriff warnen.

Das Zunftzeichen wurde mit dem Bauch nach oben aufgehängt. Wenn der Bäcker verstorben war, dann mit dem Bauch nach unten.

Aus der „normalen“ Brezel machte dann Karl Huober, der Firmengründer, die haltbare Brezel, die wir heute als Knuspergebäck kennen. Auch sie wurde zunächst von Hand geschlungen. Später wurde eine Stanzform zur rationelleren Herstellung erfunden. Heute werden für die Zubereitung Huober-Produkte nur noch Zutaten aus biologischem Anbau verwendet.

Wir gelangen als nächstes in die historische Backstube mit alten Maschinen zum Teigrühren und Portionieren. Hier dürfen wir uns auch am Brezelschlingen versuchen. Dafür liegen Attrappen aus textilem Material bereit. Es ist gar nicht so einfach, den Trick mit dem Knoten herauszufinden und eine Brezel mit ordentlichen Ärmchen hinzukriegen. Dabei lernen wir auch, wie sich schwäbische und bayrische Exemplare unterscheiden. Die schwäbische hat die typischen Knusperärmchen und die bayrische ist rundherum gleichmäßig dick.

In einem kurzen Film-Hörspiel lernen wir die Geschichte der Brezelentstehung kennen. Im Jahr 1460 soll der Bäcker Friedrich in Urach seinen Brezelteig mit Sägemehl gestreckt haben. Das erzürnte seinen Herzog so sehr, dass er der Todesstrafe nur entgehen konnte, wenn er ein Gebäck erfinden würde, durch das drei Mal die Sonne scheint. Und das ist ihm gelungen, wie wir wissen! Wahrscheinlich ist dies jedoch nur eine Sage, denn die typische Brezelform ist bereits auf sehr viel älteren Darstellungen zu finden. Als Abendmahlsbrot wurden oft Kringel verwendet, die dann zu einem Doppelkringel aneinandergefügt wurden. Die gekreuzten Ärmchen des Gebäcks könnten auch auf die Gebetshaltung mancher Mönchsorden mit gekreuzten Armen zurückzuführen sein. Die Bezeichnung „Brezel“ geht auf das lateinische-italienische Wort für „Arme“ zurück.

Zum Schluss ist ein ganzes Stockwerk dem Thema „Die Brezel in der Kunst“ gewidmet. Da gibt es Brezeln aus Ton und Porzellan zu allen Lebenslagen. Der Bauch wird zum aufgerissenen Maul mit Zähnen oder er ist verziert mit Blumen, als königliche oder Fußballbrezel gestaltet oder sie wandelt sich gar von ihrer normalen Form in mehreren Stufen zum Mercedes-Stern!

Es war ein vergnüglicher und spannender Besuch zu einem urschwäbischen Thema!

Christa Mugele