Bei der Planung der Wanderung gingen wir von heißen Augusttemperaturen aus. Bestimmt würde es mal wieder mindestens 30 Grad warm sein. Aber zum zweiten Mal in diesem Sommer hatte es einen extremen Wettereinbruch und damit verbunden eine Abkühlung um 15 Grad gegeben. Der Wetterbericht hatte heftige Schauer vorausgesagt. Wir hatten jedoch Glück und es blieb den ganzen Tag trocken.
Mit dem Zug ging es am 27.08.23 zunächst nach Plochingen, wo wir einen kleinen Vortrag hörten zum Leben und Wirken von Albert Dulk. Er war eine schillernde Persönlichkeit im 19. Jahrhundert. Geboren in Königsberg wurde er zunächst Apotheker wie sein Vater, danach studierte er Chemie. Schon als Student verfasste er politische Schriften und kam dadurch immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Mehrmals musste er Gefängnisstrafen absitzen. Er schrieb Dramen und Theaterstücke, war Literaturkritiker, reiste nach Ägypten und lebte dort monatelang als Eremit. Mit 46 Jahren durchschwamm er als erster den Bodensee und erregte damit viel Aufsehen. Auch sein Privatleben war bunt. Er lebte mit drei Frauen als Familie zusammen, was so gar nicht zu den damaligen Moralvorstellungen passte.
In einem kleinen Holzhaus, dem sog. „Dulkhäusle“ oberhalb von Esslingen wohnte er einige Sommer lang und arbeitete dort an literarischen Werken. Das Häuschen verfiel nach seinem Tod, wurde aber neu aufgebaut und 2011 eingeweiht. An der Außenwand wurden Schilder mit den Daten seines Lebens angebracht. Heute kennt kaum jemand noch seinen Namen. Es gibt aber einen Albert-Dulk-Preis, der von Untertürkheimer Vereinen an Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur verliehen wird, die „mit Mut und Offenheit Grenzen überschreiten“ wie einst der Namensgeber.
Mit dem Bus fuhren wir hinauf zum Stumpenhof auf die Plochinger Ebene. Ein wunderschöner Blick auf die blaue Mauer der Alb mit Burg Teck und Burg Hohenneuffen tut sich dort auf. Die Wanderung führte dann auf angenehmen Waldwegen vorbei an den letzten Brombeeren und den ersten Herbstzeitlosen. Wir besichtigten das Denkmal der „Eisernen Hand“. Diese Hand symbolisiert die Esslinger Gerichtsbarkeit und ist das Zeichen der einst Freien Reichsstadt. Sie lag bei Gerichtsprozessen auf dem Richterpult.
Nach knapp drei Stunden erreichten wir das Jägerhaus und kurz darauf das Dulkhäusle mit der Bronzebüste von Albert Dulk, Wir kehrten ein im benachbarten Restaurant „Dulkhäusle“, bevor wir mit dem Bus über Wilflingen hinab zum Esslinger Bahnhof und zurück nach Ludwigsburg fuhren.
Christa Mugele
Gerda Potzel